
Nach rund zwölfjähriger Berg- und Talfahrt starteten am vergangenen Montag die Bauarbeiten zur WeinZeit im Schloss. Rund 120 Bürgerinnen und Bürger feierten dieses Ereignis gemeinsam mit Unternehmer Wolfgang Scheidtweiler in der Schlosskapelle. Bürgermeister Rolf Kieser bezeichnete dieses Projekt als „einen Meilenstein der Stadtentwicklung“.
„Heute ist ein guter Tag für unsere Stadt und ein Stück weit auch für unsere Region“, brachte Bürgermeister Rolf Kieser zum Ausdruck. Schließlich soll dieser Vierklang, bestehend aus Hotel mit 38 Betten, Gaststätte, Vinothek und Weinerlebniswelt, die Heuss-Stadt in vielerlei Hinsicht voranbringen. „Wir schaffen mit der „WeinZeit“ in der größten Weinbaugemeinde Württembergs eine angemessene Repräsentanz für unseren regionalen Weinbau“, so der Schultes. Schließlich werden in Württemberg heute die besten Weine aller Zeiten gekeltert. „Das Problem ist nur: Bisher wissen zu wenige davon“. Darüber hinaus soll die WeinZeit auch den Fremdenverkehr weiter ankurbeln und durch die erwartete höhere Besucherfrequenz den örtlichen Einzelhandel stärken. Das gastronomische Angebot in der Stadt, durchaus noch ausbaufähig, erfährt eine Ergänzung und die Innenstadt wird in städtebaulicher Hinsicht aufgewertet.
Wechselvolle Entwicklung
Ein langer Atem war notwendig, um bis zu diesem Spatenstich zu kommen. Bereits vor zwölf Jahren erwarb die Stadt die damalige Sonderausstellung „Weinwelt im Wandel – Reinen Wein einschenken“ des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg. Damals beschränkte sich die Diskussion noch darauf, ob diese Ausstellungsstücke in der Kelter in Botenheim oder Stockheim untergebracht werden sollen. Ein wichtiger Impuls setzte dann Dr. Hermann Kolesch, Leiter der Bayerischen Versuchsanstalt für Obst und Weinbau, mit seinem Vorschlag, diese Ausstellung doch im Herzen der Stadt, im historischen Brackenheimer Schloss, zu zeigen. „Er war der Geburtshelfer der WeinZeit“, schmunzelte Bürgermeister Rolf Kieser. Schritt für Schritt wurden die Nutzer des Schlosses in neue Räumlichkeiten verlagert. Erst zogen die Notare um, dann folgte das Stadtbauamt, anschließend der Polizeiposten und erst zu Beginn des Jahres schließlich noch das Brackenheimer Amtsgericht.
Es folgte ein Architektenwettbewerb, bei dem gleich zwei erste Preise vergeben wurden. Einer der beiden Entwürfe wurde weiterverfolgt. Allerdings liefen die Kosten aus dem Ruder, das gesamte Projekt wurde gestoppt.
Was damals für Katerstimmung im Rathaus sorgte, war aus heutiger Sicht ein Glücksfall. Denn schließlich konnte mit Wolfgang Scheidtweiler der ideale Partner für dieses Vorhaben gewonnen werden. Scheidtweiler verfügt über große Erfahrung im Hotel- und Gaststättenbereich, besitzt zudem mehrere Brauereien und hat sich den Ruf erworben, sich mit viel Herzblut auch an schwierige Projekte heranzuwagen und diese zum Erfolg zu führen. Er teilt sich die Kosten des Gesamtprojekts, rund zehn Millionen Euro, etwa hälftig mit der Stadt, wobei der städtische Anteil auf fünf Millionen gedeckelt ist. Zudem wird er sich mit seiner Familiengesellschaft, bestehend aus dem Ehepaar Scheidtweiler, aber auch aus Familienmitgliedern der nächsten Generation, für den Betrieb der WeinZeit verantwortlich zeichnen. Das Projekt wird zudem aus dem Landessanierungsprogramm gefördert.
Ein großes Dankeschön
Einen großen Dank richtete Bürgermeister Rolf Kieser daher an Wolfgang Scheidtweiler, den „wir als verlässlichen Partner kennen- und schätzen gelernt haben“. „Sie haben mit ihrem Engagement unser Brackenheimer Schloss aus dem Dornröschenschlaf wachgeküsst“. Aber die Stadt ist auch dem Land Baden-Württemberg zu großem Dank verpflichtet. Unzählige Abstimmungsgespräche waren notwendig, teilweise waren bis zu fünf unterschiedliche Ministerien beteiligt, um die „WeinZeit“ auf die Schiene zu setzen. „Wir haben an allen Stellen große Unterstützung erhalten“, berichtet Kieser. Neben der Förderung erhielt die Stadt schließlich auch die Möglichkeit, das Schloss vom Land zu erwerben, nachdem zuvor lange Zeit nur von einem Erbbaurecht die Rede war. Und auch die Mitglieder des Gemeinderats haben den Mut bewiesen, den es für die Durchführung dieses für den kommunalen Bereich sicherlich nicht alltäglichen Projekts benötigt.
„Zentrum des Württembergischen Weins“
Von einem Leuchtturm, der nach außen strahlt“ und von einem „neuen Zentrum des Württembergischen Weins, sprach Staatsekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch. Es brauche schon die Konstitution eines Marathonläufers, um „dieses „Kunststück hinzubekommen“. Auch Wolfgang Scheidtweiler lobte die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Bürgermeister, Gemeinderat und Verwaltung“. Diese zwischenmenschliche Seite sei für ihn ausschlaggebend gewesen, dieses Projekt anzugehen.
„Ein wunderbares Gebäude“
„Sie bekommen ein wunderbares Gebäude, das in ihre Stadt bestens reinpasst“, betonte er. Nicht ohne Grund mag er es nicht, als „Investor“ bezeichnet zu werden, sondern sieht sich vielmehr als Unternehmer. „Denn in meinen Projekten ist viel Herzblut und Emotion mit dabei“, betonte er und versprach: „Es wird wunderschön“.
Für die Baufirma Brodbeck aus Metzingen sprach Geschäftsführer Jürgen Schwefel. Er wagte sich jedoch nicht an eine zeitliche Prognose zum Bauablauf, da solche Voraussagen bei der Arbeit mit historischer Bausubstanz stets schwierig seien. Das Richtfest hat er jedoch schon einmal für das Frühjahr 2020 ins Auge gefasst.